Illustration einer Männergruppe im Büro zu Employer Branding

Warum triste Unternehmen untergehen, beziehungsweise: Wie Sie ein attraktiver Arbeitgeber werden

Abkacken mit Ansage?

Sitzen Sie gerade im Büro? Dann schauen Sie sich mal um. Trifft auf Ihr Büro die Beschreibung „öde“ zu? Ist der Boden grau, die Wände weiß – fühlt sich ihr Arbeitsplatz neutral und lieblos an? Dann sollten Sie sich schon jetzt nach einem neuen Job umsehen – denn Ihr Unternehmen wird in absehbarer Zeit Insolvenz anmelden.

Der Wandel wird nicht statt finden – nein, wir sind schon mittendrin!

Wir sind nach Japan das Land mit der zweitältesten Bevölkerung der Welt. Im Kampf um die besten Talente ist die Erlebnisqualität von Büroarbeitsplätzen schon lange kein Muschepupu mehr – sondern knallharter Wettbewerbsfaktor. Wer hier die Zeit verschläft, läuft Gefahr, vielleicht volle Auftragsbücher zu haben, aber niemanden mehr, der sie ab arbeitet.

Der amerikanische Psychologe David Hawkins hat in seinen Forschungen gezeigt, dass Menschen mehr Lebensenergie zur Verfügung steht, wenn Sie hohe Werte haben. Energiegeladene Mitarbeiter leisten mehr, und das auch noch gern.

Unternehmen, denen die eigenen Mitarbeiter noch nicht einmal eine kreative Arbeitsatmosphäre wert sind, habe nicht nur einen geringeren Umsatz, sondern mit rückläufigen Absolventenzahlen keine Chance mehr, Nachwuchs an sich zu binden. Die besten, unternehmerischsten Mitarbeiter fühlen sich nämlich von Unternehmen angezogen, die Lebendigkeit ausstrahlen.

Glauben sie nicht? Zahlen gefällig?

Laut Kienbaum-Absolventenstudie 2013/14 legen 51 Prozent der Studienabgänger bei der Wahl des zukünftigen Arbeitgebers Wert auf eine kollegiale Arbeitsatmosphäre, 43% wollen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit. Die Vergütung kommt mit 31% erst an vierter Stelle. 2008 war das Gehalt noch für 78% der Absolventen ein entscheidendes Kriterium – der Prozentsatz hat sich also in sieben Jahren mehr als halbiert! Das Zukunftsinstitut belegt diesen krassen Wertewandel – wer heute noch denkt, er könne zukünftige Arbeitnehmer alleine mit Geld abspeisen, hat die aktuelle Entwicklung völlig verpasst.

In den meisten Unternehmen gibt es nach wie vor in erheblichem Umfang dysfunktionale, verfestigte Sichtweisen.

„Wir sind zum Arbeiten und nicht zum Spaß“

ist nur eine davon. Starre Wände und Möbel, vernetzungsfeindliche Gebäude, separierende Strukturen, in denen die Fläche des eigenen Büros die errungene Position im hierarchische Gefälle betonen soll. Die gleichförmigen, monotonen, meist farbneutralen und fast immer rechtwinkligen Zellen, in denen heutige Büromenschen einen Großteil Ihrer Arbeit- und damit LEBENSZEIT verbringen, sind sichtbares Symbol einer überholten Denkweise des Brockhauszeitalters. Längst prägt Wikipedia unsere Denk- und damit zukünftig auch Arbeitsstrukturen – sie werden nicht nur komplexer, sondern vor allem kollektiver und demokratischer.

Bullshitjobs haben ausgedient

Im Februar hat ARTE mit seiner Dokumentation „Mein wunderbarer Arbeitsplatz“ gezeigt, was mit großen Unternehmen wie Gore-Tex und Harley Davidson passiert ist, nachdem sie radikal ihre überalterten Strukturen aufgebrochen haben. Befreite Unternehmen nennen sie sich, ersetzten eine mit-der-Uhr-gemessene gegen eine Vertrauensarbeitszeit und entschlackten das komplette mittleren Management das – wie der Anthropologe David Graeber sagt – mit Ihren “Bullshitjobs” zwar andere kontrollierte, selbst aber keinen produktiven Beitrag zum Unternehmensergebnis leistete. An die Stelle von Hierarchien und einzwängender Bürokratie treten Eigenverantwortung, Respekt voreinander, ein aufflammender Glaube an die Zukunft und eine gemeinsame Vision. In solchen Unternehmen – das wird im Film sehr deutlich – fallen die Wände nicht aus ästhetischen Gründen, nicht auf Veranlassung von Architekten, sondern einfach, weil sie im Weg sind und nicht gebraucht werden. Hier werden die Büros schöner, die Arbeitsatmosphäre kreativer und das ohne teuer bezahlte Berater. Der Grund ist, dass Mitarbeiter plötzlich Mitsprache haben und Wünsche nicht nur respektiert, sondern auch aktiv gefördert werden.

Stellen Sie sich vor, in solch einem befreiten Unternehmen zu arbeiten, Ihr Arbeitsplatz wäre groß und offen, sie könnten sich morgens frei entscheiden, ob Sie zu Hause oder ins Büro gehen. Niemand schreibt Ihnen vor, wie Sie Ihre Arbeit machen. Angenehme Farben, wertige Materialien und eine geile Akustik umgeben Sie und der Ausblick aus dem Büro auf den sorgfältig angelegten Firmengarten füttert Ihre Inspiration. Gespräche finden in Zukunft in Räumen statt, die an eine hochwertige Bibliothek erinnern – welche Auswirkung hat das auf Ihre Stimmung und Stimme, mit der Sie Ihrem Kunden begegnen? Was erzählen Sie Ihren Nachbarn wo Sie arbeiten – schwingt Stolz mit? Wie wird sich der Name Ihres Unternehmens, die Haltung, mit der man Ihnen begegnet herumsprechen?

An die Chefs:

Unterschätzt den Wert des Raumes nicht! Wie Churchill schon sagt:

“Erst prägen wir den Raum, dann prägt der Raum uns”

und damit Ihre teuer bezahlten Mitarbeiter!!! Schlecht gemacht Büros wirken – um mit einer für Sie verständlichen Metapher zu sprechen – als würden Sie klumpiges Altöl in den Motor ihres geliebten Firmenwagens gießen. Die Kiste bleibt dann zwar nicht sofort stehen... aber vielleicht fängt sie genau dann an zu stottern, wenn Sie gerade auf der Überholspur sind.