Illustration eines frustrierten Mannes im Büro

Warum Arbeitswelt gestalten heute immer wichtiger wird.

Montags könnt ich kotzen!

Um den Zug nicht zu verpassen, stehe ich morgens häufig viel zu früh am Bahnhof. Vor der Abfahrt stöbere ich dann noch im Buchladen durch die Architektur- und Wohnzeitschriften: Schöner Wohnen, Häuser, Domus. Schon oft habe ich mich gefragt, warum es jeden Monat zahllose neue Magazinausgaben mit Tipps zur Gestaltung des Wohnambientes gibt, aber höchst selten zum Thema „Schöner Arbeiten“.

Jeder erwerbstätige Bundesbürger verbringt ca. 7,5 Jahre seines Lebens im Büro – also mehr Zeit hinterm Schreibtisch als auf seiner heimischen Couch. In Anbetracht der Tatsache, dass in der Mehrzahl deutscher Büros das triste Dreigestirn aus weißer Wand, schwarzem Bürostuhl und pflegeleichtem, grauen Fußboden vorherrscht, besteht hier doch echter Handlungsbedarf!

Jedoch: Darf das Arbeitsumfeld überhaupt „schön“ sein? Darf man sich während der Arbeitszeit wohlfühlen? Oh ja, man sollte.

„Montags könnt ich kotzen“

So lautet der Titel der Juniausgabe 2013 des Wirtschaftsmagazins Brand eins und bringt mit einem einzigen Satz auf den Punkt, was die Gallup Studie Jahr für Jahr in Zahlen fasst: 85 % aller deutschen Arbeitnehmer lassen sich als „nicht motiviert“ bezeichnen. Mit 24% ist der Anteil derer, die innerlich bereits gekündigt haben, fast doppelt so hoch wie der Anteil derer, die morgens lächelnd zur Arbeit fahren.

Seit 15 Jahren beschäftige ich mich als Architekt mit der Gestaltung von Verwaltungsbauten. Und immer drängender wurde mein Wunsch, mein Bedürfnis, die wirklich wichtigen Fragen und Ansätze zu finden. Für mich, meinen Anspruch und natürlich für meine Auftraggeber. Denn heute geht es nicht mehr nur um Zahlen oder Fläche – es geht um die Zukunft der Unternehmen! Der Kampf um die Bewerber hat längst begonnen. Während mangelnde Motivation und steigender Krankenstand für die Unternehmen in den letzten Jahrzehnten leider kein richtiger Grund war, in die Wohlfühlfaktoren der Büros zu investieren, zwingt das immer härter werdende Ringen um die besten Talente derzeit viele Arbeitgeber endlich zum Umdenken.

Die Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen fällen Bewerber oft schon auf dem Parkplatz, spätestens beim ersten Gang durch die zukünftige Bürolandschaft.

Bisher bestand die Aufgabenstellung seitens meiner Auftraggeber viel zu oft darin, möglichst funktional, flexibel und ökonomisch zu planen. Heute beantworten wir gemeinsam Fragen wie: Was macht eine gute Arbeitsatmosphäre aus? Wie sieht ein optimaler Planungsablauf aus? Welche Bedürfnisse der Mitarbeiter gilt es zu befriedigen? Mit meinem Blog möchte ich auch unsere Methode, den Prozess und meine Gedanken dazu teilen. Denn ich bin überzeugt: Ja, ein Arbeitsumfeld kann nicht nur, es muss “schön” sein.